Freitag, 18. August 2017

Alles um was es geht, ist ... Bindung.





Kennst du folgende Situationen?

Dein Kind, 1 Jahr, weint und schreit, und du weißt nicht, warum.

Dein Kind, 2 ½ Jahre, tobt und weint, weil es etwas nicht haben durfte.

Dein Kind, 5 Jahre, „bockt“ und weigert sich, mit dir zu sprechen.

Dein Kind, 8 Jahre, diskutiert mit dir immer über dasselbe Thema.

Dein Kind, 15 Jahre, „motzt dich nur voll“ und es interessiert kaum, was du sagst.


Was machen sie mit dir? Wie geht es dir dabei?


Ein Kind lernt seine Bedürfnisse und Gefühle erst kennen. Es ist damit für den Moment überfordert. Wut, Angst, Traurigkeit, Freude. Es weiß damit noch nicht umzugehen. Genauso wie es erst lernen muss, mit seinen Armen und Beinen umzugehen, muss es das auch mit seinen Empfindungen und Bedürfnissen. Und das immer wieder neu im Laufe seiner Entwicklung.

Stell dir so eine Situation vor, in der du dein Kind als schwierig empfindest, und in der es dir als Mutter oder Vater gerade schwer fällt, dem Verhalten deines Kindes angemessen zu begegnen.

Was denkst du in dem Moment, warum dein Kind sich so verhält? Denkst du, dass es dich testen will? 


Das ist richtig. Aber vielleicht anders als du denkst.


Dein Kind möchte vor allem folgendes in solchen Situationen erfahren:

„Mama, Papa ich muss mir sicher sein können, ob die Bindung zwischen euch und mir stabil genug ist. Ob ihr stark genug seid, meine Entwicklungsschritte auszuhalten. Ob ich mich immer noch auf euch verlassen kann. Denn ich bin von euch abhängig.

Ich brauche immer wieder die Sicherheit, dass ihr mich bedingungslos lieb habt, auch wenn ich mich nicht euren Vorstellungen entsprechend verhalte. Ob ich mit eurer Führung rechnen kann, die ich brauche, um mich sicher zu fühlen. Ob ihr einfach da seid, ohne dass ihr euch von mir steuern oder lenken lasst.

Ich muss all meine Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse und Empfindungen kennen lernen. Sowie auch meine Fähigkeiten, mein Potenzial und meine eigenen Grenzen. Bitte versucht, das zu verstehen in diesem Moment.“



Es testet nicht seinen Willen in dem Moment, wie oft fälschlicherweise angenommen, sondern es testet und hinterfragt die Stabilität der Bindung zwischen ihm und seinen Eltern.

Es ist auf die Bindung zu seinen Eltern angewiesen und braucht somit die Sicherheit, dass diese stabil genug ist, um seine Entwicklung auszuhalten.

Und wie auch immer du auf dein Kind reagierst: Es wird sich vor allem merken, wie sehr es sich auf dich verlassen konnte. Wie authentisch du dich verhalten hast.


Wie stabil ist die Bindung zu meiner Mama und meinem Papa?
Versuchen sie, mich jetzt schnell ruhig zu bekommen, da es ihnen unangenehm ist? Übergeben sie mir die Verantwortung, indem sie von mir Verständnis erwarten für die Situation?

Oder kann ich mich darauf verlassen, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen und dabei auch meine Bedürfnisse beachten? Kann ich mich auf ihre innere Stärke / die Bindung zu ihnen verlassen?


Je mehr ein Kind von Anfang an erfährt, dass es sich auf seine Eltern verlassen kann, umso mehr werden diese „Tests“ im Laufe der Zeit nachlassen. Die Bindung festigt sich und das Vertrauen des Kindes in sich selbst, in seine Eltern, in diese Bindung, wird gestärkt.

Auf dieser Basis kann das Kind seine eigene Stabilität und innere Bindung zu sich selbst entwickeln.







Was dein Kind braucht, um diese Sicherheit zu erlangen:


1. Liebe dein Kind bedingungslos und achte darauf, dass es sich wohlfühlt.
Löse dich von deinen Vorstellungen und Erwartungen und lass dich auf die Persönlichkeit deines Kindes ein. Achte auf deine eigenen Gefühle und Reaktionen, wenn du dein Kind gerade als schwierig empfindest.

Was macht es mit dir, ...

... wenn dein Kind enttäuscht ist bzw. du denkst, es enttäuscht zu haben?
... wenn es wütend ist?
... wenn es traurig ist?
... wenn es ängstlich ist?
… wenn es sich langweilt?
… wenn es nicht „so gut ist“ wie die anderen Kinder?
… wenn es etwas will, was du nicht willst?
… wenn es sich nicht deinen Erwartungen entsprechend verhält?

Schaffst du es, einfach „stehen zu bleiben“ / bei dir selbst zu bleiben, wenn sich dein Kind in solchen Situationen befindet? Oder versuchst du, diese Situationen schnell zu verändern? Durch trösten, ablenken oder bewerten?

2. Lass dein Kind seine Gedanken und Gefühle, Empfindungen und Bedürfnisse wahrnehmen, OHNE sie zu bewerten und dich davon steuern und lenken zu lassen.

Es muss seine Gefühle kennenlernen und selbst erfahren, wie es mit ihnen umgehen kann, ohne anderen dabei zu schaden.

Du könntest zu deinem Kind sagen:

"Es ist OK, wenn du traurig, wütend, ... bist. Es gehört dazu und ich kann dir das nicht abnehmen. Aber ich kann dich halten oder in deiner Nähe sein, wenn du möchtest."

"Deine Gedanken und Gefühle sind auch am Lernen. So wie du. Du kannst nicht steuern, wann sie sich wie zeigen. Sie dürfen sein. Sie gehören zu dir, aber sie sind nicht der Bestimmer, denn nur du selbst bestimmst, ob du dem Gedanken und Gefühl folgen möchtest.“

3. Gib deinem Kind Raum und Zeit, seine eigenen Erfahrungen zu machen, und sich selbst und das Leben kennen zu lernen.

Löse dich von den alten Überzeugungen und auferlegten Denkweisen, was ein Kind tun sollte und wie es etwas lernen sollte. Je mehr freien Spielraum es für sich hat, umso mehr kann es sich selbst und seine eigenen Fähigkeiten entdecken und selbstverständlich ausbauen.

Du könntest sagen:

"Auch wenn ich nicht so begeistert bin davon, finde ich es gut, dass du das ausprobieren möchtest."

"Mach so, wie du es DIR SELBST zutraust / es gut für dich ist."

"Ich weiß, dass du das schaffen kannst."



Wie kannst du das am besten hinbekommen?



Die Bindung zu deinem Kind beginnt mit der (Ver-) Bindung zu dir selbst. Deinem inneren Kern, deiner Seele, deiner Intuition.

Je mehr du diese wieder entdeckst,
umso mehr wirst im Vertrauen mit deinem Kind umgehen.




1. Liebe dich selbst bedingungslos und achte darauf, dass du dich wohlfühlst.

Löse dich von den Verstrickungen mit der Vergangenheit und heile deine alten Wunden aus deiner Kindheit.


2. Nimm deine eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen bewusst wahr und traue dich deine Gefühle zu zeigen oder deine Gedanken zu äußern, OHNE sie zu bewerten, erklären zu wollen oder dich von ihnen steuern zu lassen.

Du könntest deinen Tränen freien Lauf lassen oder auf ein Kissen schlagen. Du kannst aber auch einfach gar nichts tun und einfach nur wahrnehmen.


3. Gib dir selbst Raum und Zeit und traue dich, einfach zu sein.

Erlaube dir selbst das zu leben, was dir Freude macht. Was dich glücklich macht und dich in deinem Innersten erfüllt.



Sieh in den Schwierigkeiten mit deinem Kind die Chance auf die Entwicklung deiner eigenen persönlichen Reife.

Prüfe, wie die Bindung zu dir selbst ist.
Heile alle alten Themen um diese Bindung zu stärken.



Du kannst die Suche nach Antworten und Ratschlägen in Bezug auf dein Kind beenden. Denn die einzig wahre und richtige Antwort findest du nur in dir selbst.

Und so brauchst nur EIN was zu tun, um das Verhältnis zu deinem Kind (und auch zu anderen Menschen) grundlegend zu verbessern:

Deine Bindung zu dir selbst zu stärken.

Was bedeutet das?


Du kannst nur so viel Vertrauen in dein Kind haben, wie du es in dich selbst hast.

Du kannst nur so viel deinem Kind zutrauen und erlauben wie du es dir selbst erlaubst.

Du kannst nur so auf die Bedürfnisse bei deinem Kind achten, wie du es bei dir selbst tust.

Du kannst nur so viel Liebe deinem Kind geben, wie du dich selbst liebst.


Hast du ein gesundes Selbstvertrauen…?

Nimmst du dich selbst so an wie du bist?

Lebst du das was dich glücklich macht?


Der Weg zu dir selbst, ist das größte Geschenk, was du dir und deinem Kind machen kannst.

Es ist ein Weg / ein Prozess der Inneren Transformation.

Es geht dabei nicht mehr darum, irgendetwas Bestimmtes zu tun .Es geht darum, sich darauf einzulassen: Hinzuschauen. Wahrzunehmen. Bewusst zu machen.

So wird Heilung und Wachstum geschehen.

Ich weiß, dass du es schaffen kannst, denn du bist bereits auf diesem Weg, wenn du das liest.

Ich wünsche dir und deinem Kind alles Gute und eine spannende neue Zeit voller neuer Erfahrungen.



Dieser Artikel war bei der Blogparade 2017 dabei:

http://www.mamaheldin.de/alles-um-was-es-geht-ist-bindung

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